Eine lange Reise…
Über Silvester 2022/2023 ging es für mich das erste Mal nach Sardinien und somit auch das erste Mal in die L.I.D.A..
Die Vorfreude wurde von Tag zu Tag größer, je näher der Tag der Abfahrt rückte.
Am 29.12.2022 startete die Reise für mich mit dem Zug Richtung Stuttgart und von da aus weiter zu unserer Alex. Dort trafen wir uns alle am Vorabend, um am nächsten Morgen mit dem Auto Richtung Italien zu starten.
Um 4.45 Uhr ging es los. Knapp zwei Stunden später waren wir – Alex, Natalie, Jana und ich – schon in der Schweiz, Italien kam somit immer näher.
Gegen 16.00 Uhr kamen wir in Livorno an. Von hier aus ging um 21.00 Uhr unsere Fähre in Richtung Sardinien. Da bis dahin noch ein wenig Zeit war, begaben wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria. Man denkt, dass das in Italien sicher einfach ist, aber das war es nicht. Wir liefern ungefähr 1,5 Stunden durch den Regen, um ein Restaurant zu finden. Durchnässt setzten wir uns in eine Schnellpizzeria.
Um 19.30 Uhr fuhren wir zum Hafen. Nach dem Check-in konnten wir direkt mit dem Auto auf die Fähre fahren. Mit unserem Rucksack ging es in die Kabinen, wo wir uns für die Nacht einrichteten.
Zum gemütlichen Ausklang des Tages trafen wir uns alle in der Bar auf ein Bier und gingen dann schlafen.
Um Punkt 7.00 Uhr, am 31.12.2022, und pünktlich zum Sonnenaufgang erreichten wir Sardinien und der Ausblick, der sich uns bot, war einfach wunderschön. Der Himmel war lila und rosa gefärbt und man sah nur das Mittelmeer und Berge.
Vom Hafen bis zum Hotel in Olbia sollten es gut 15 Minuten sein. Wir brauchten allerdings knapp 2 Stunden, da wir an jeder Ecke und an jeder Einmündung stehen blieben. Jeder einzelne Ausblick war einfach wunderschön und atemberaubend. Diese 2 Stunden reichten aus, um mich in diese Insel zu verlieben.
Aber genug über die Anreise, obwohl diese schon eine eigene Geschichte wert wäre.
Sechs Tage in der L.I.D.A.
Am selben Tag ging es für uns schon direkt in die L.I.D.A..
Hier wurden wir freundlich von Marco, der guten Seele der L.I.D.A., empfangen. Marco führte uns herum und zeigte uns die Gehege und die Pfoten in unserer Vermittlung.
Wir notierten uns die einzelnen Gehegenummern, in denen unsere Schützlinge saßen. So hatten wir für den nächsten Tag schon ein paar Vorbereitungen getroffen.
An Neujahr machten wir uns direkt nach dem Frühstück auf den Weg in die L.I.D.A. und ran an die Arbeit.
Bei unserer Ankunft traf gerade die Guardia ein und brachte eine Kiste mit zehn Welpen. Es waren zwei verschiedene Würfe und alle Kleinen hatten noch die Äuglein zu.
Da war sie sofort, die Schattenseite der Arbeit im Tierschutz.
Nachdem wir die Welpen aufgenommen hatten, ging es für uns in die einzelnen Gehege unserer Schützlinge.
Es war toll, all unsere Pfoten einmal persönlich kennenzulernen, so viele verschiedene Hunde, so viele verschiedene Charaktere.
Wir nahmen uns für jeden Schützling Zeit, denn jeder Hund reagierte anders auf unseren Besuch. Der eine war offen und voller Freude über Abwechslung, der andere versuchte uns zu verbellen, nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Angst und Unsicherheit.
Einige Hunde versteckten sich in der hintersten Ecke und hätten sich am liebsten unsichtbar gemacht.
Da war sie dann wieder einmal, die Schattenseite. Zu sehen, wie sich ein Lebewesen aus Angst so zurückzieht, tut mir in der Seele weh, und ich möchte mir gar nicht ausmalen, was diese Seele erlebt hat. Gerade für solch einen ängstlichen Hund ist es wichtig, die L.I.D.A. schnellstmöglich zu verlassen, damit sich diese Angst nicht noch weiter verfestigt.
Nicht nur einmal saß ich auf dem steinigen Boden und wartete, ob und wann einer unserer Schützlinge sich dazu entscheidet, die Nähe und den Kontakt zu mir zu suchen. Es war teilweise eine Menge Geduld gefragt. Und ich musste das ein oder andere Gehege ohne Erfolg verlassen. Aber war es wirklich ohne Erfolg? Immerhin konnten wir zeigen, dass nicht von jedem Menschen eine Gefahr ausgeht, sondern dass Menschen auch etwas ganz Tolles sein können.
Manche unserer Schützlinge waren eine kleine Herausforderung. Man musste doch sehr standfest sein angesichts der Begeisterung über unseren Besuch. Sonst hätte man auch schnell den Boden unter den Füßen verlieren können. Aber kann man es ihnen verübeln, tagein und tagaus immer der gleiche Ablauf, ohne große Abwechslung?
Ich habe jeden Tag in der L.I.D.A. genossen und nochmal gemerkt, wie sehr ich die Arbeit im Tierschutz liebe.
Aber dann abends im Hotel, war sie wieder einmal da… die Schattenseite. Wenn man einmal zur Ruhe kommt, fängt man erstmal an alle Eindrücke des Tages zu verarbeiten und viele Dinge zu realisieren. Auch flossen dabei manchmal ein paar Tränen.
Jeden Abend saßen wir beim Essen zusammen und haben die Eindrücke über unsere Pfoten miteinander geteilt und uns besprochen, wie es am nächsten Tag weitergeht. Wir teilten uns unsere Arbeit öfter so auf, dass ein oder zwei von uns in den Gehegen waren und die anderen beiden beobachteten und Notizen machten. So konnten wir jede unserer Pfoten bestmöglich einschätzen.
Für mich waren es sechs wunderschöne Tage auf Sardinien, umgeben von tollen Menschen und vor allem von tollen Hunden. Auch wenn die Tage in der L.I.D.A. anstrengend waren, und wir danach aussahen wie kleine Ferkel, möchte ich keinen Tag davon missen. Es waren viele Momente dabei, wo ich einen dicken Kloß im Hals hatte und mit den Tränen kämpfen musste.
Wir waren nur ein paar Tage vor Ort, und es war nicht immer leicht, was wir gesehen oder gehört haben. Wie mag es dann wohl sein, wenn man dies alles tagtäglich erlebt wie das Team in der L.I.D.A.: ausgesetzte Welpen oder Kitten, verletzte und misshandelte Hunde oder Katzen, wie kranke und alte Tiere einfach entsorgt und sich selbst überlassen werden .
Jeden Tag geben Cosetta, Marco und das ganze L.I.D.A.-Team alles für ihre Schützlinge und versuchen, mit den wenigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, das Bestmögliche für alle Hunde und Katzen zu leisten.
Die Reise nach Sardinien und in die L.I.D.A. hat mir noch mal bewusst gemacht, wofür wir als Verein stehen, und wofür wir diese Arbeit machen. Es ist so wichtig, unseren Pfoten ein Gesicht zu geben und ihnen den Start in ihr neues Leben zu ermöglichen.
Ich habe in den wenigen Tagen mein Herz an Sardinien verloren und werde so oft wie möglich wieder zurückkommen.
Sardegna cuore mio, a prestissimo!