Nini
Erstmal Notaufnahme
Im September 2017 bekam die L.I.D.A. einen Anruf. Eine bewusstlose junge Katze lag mitten auf der Straße in einem Wohnviertel von Olbia, offenbar war sie von einem Auto erfasst worden.
Die Tierheimmitarbeiter holten das regungslose Kätzchen in ihre Notaufnahme und begannen, um ihr Leben zu ringen. Veronica, so nannten sie die kleine Maus, hatte ein schweres Schädeltrauma. Zwei Tage lag sie an Infusionen ohne Bewusstsein im Ambulatorio.
Nini kämpft
Als sie aufwachte, begann sie sich ins Leben zurückzukämpfen. Die Kleine war vorübergehend erblindet und konnte nicht selbst fressen. Alle Behandlungen ließ sie geduldig über sich ergehen. Doch schneller als erwartet ging es der kleinen Kämpferin besser und nach einigen Wochen stand fest, dass sie keinen bleibenden Schaden davongetragen hatte.
Wir waren sofort ein Herz und eine Seele
Tatsächlich entpuppte sich Nini als kleine Ninja
Dann aber begann für Veronica eine unvorstellbar lange Zeit des Wartens im Tierheim. Ihre Besitzer schienen die wunderschöne Halblanghaar Kätzin nicht zu vermissen und so wurde die Kleine nach einiger Zeit von einem Verein auf die Warteliste gesetzt. Ein Jahr verging, das Veronica allein in ihrem Käfig verbrachte.
Im Herbst 2018 habe ich Veronica im Tierheim kennengelernt. Ich hatte mich als Pflegestelle für sie angeboten und wollte sie auf dem Rückflug direkt mitnehmen. Schon während der Tage im Tierheim, als ich mich täglich um sie kümmerte, war ich von ihrer Eleganz und Schönheit bezaubert. Gleichzeitig beobachtete ich aber, dass sie ihre Käfignachbarn wild anfauchte, sobald es an die Futterverteilung ging. Darüber machte ich mir erstmal keine Gedanken, ich wollte ihr einfach nur aus diesem Gefängnis heraushelfen. Zuhause würde keine Katze auf sie warten, mein Seelenkater war wenige Monate zuvor gestorben.
Mit Madame im Gepäck flog ich nach Hause. Schon in der ersten Nacht war mir klar, ich würde zur Pflegestellenversagerin. Veronica, der ich gleich am ersten Abend den Namen Nini gab, legte sich wie selbstverständlich neben mich aufs Kopfkissen und schnurrte anhaltend, während sie sich an mich schmiegte. Nie hätte ich erwartet, dass eine Katze nach so langer Einsamkeit dieses Vertrauen zeigen würde. Wir waren sofort ein Herz und eine Seele. Na ja, das war‘s dann auch schon. Nini bekam seltsamerweise keine Adoptionsanfragen und drei Wochen später gehörte sie fest in unsere Familie. Zwei Tage nach ihrer Ankunft hatte sie den ersten Kontakt zu unserem Hund. Die beiden haben sich per Nasenkuss einmal kurz ausgetauscht und beschlossen, in Frieden miteinander zu leben.
Tatsächlich entpuppte sich Nini als kleine Ninja gegenüber ihren Artgenossen. Sie legt sich bis heute mit allen Katzen in der Nachbarschaft an, ungeachtet deren Größe oder Rangordnung. Selbst einem zwei Monate jungen Fundkätzchen begegnete sie wie eine Furie. Ich war nicht wirklich überrascht, denn all unsere Vorgängerkatzen waren entweder Mobbingopfer oder absolute Einzelgänger. Wieder einmal begrub ich den Traum von einer großen Katzenfamilie.
Nini macht das alles wett. Sie ist eine treue und liebevolle Gefährtin, verschmust und verspielt, anpassungsfähig in jeder Lebenslage, eine ganz unkomplizierte Familienkatze. Es ist ein Geschenk mit ihr leben zu dürfen, und ich bin sehr dankbar, dass sie mich „erwählt“ hat.