Cozza wurde damals auf der Schnellstraße vor dem Flughafen in Olbia von tierlieben Menschen bemerkt. Sie rannte orientierungslos und voller Panik umher und hätte jederzeit von einem Auto erfasst werden können. Wer schon einmal auf Sardinien war, weiß wie dort der Verkehr ist. Zu allem Übel hatte die Maus damals noch eine Drahtschlinge um den Hals, fest zugezogen. Man mag sich gar nicht ausmalen, was unserer Cozza damals schon alles widerfahren war.
In der L.I.D.A. angekommen, wurde Cozza erstmal aus der Drahtschlinge befreit und medizinisch versorgt. Hier gab es Futter und Wasser und vor allem keine schnell fahrenden Autos, die sie überfahren könnten.
Mittlerweile sind ein paar Jahre vergangen und Cozza sitzt immer noch in ihrem kleinen Gehege ganz hinten im Tierheim. Ihr Fell ist stumpf geworden und ihr Blick ist teilweise leer und doch voller Hoffnung.
Doch wie ist die süße Maus denn so?
Wenn man ihr Gehege betritt, dreht Cozza erstmal auf. Sie springt wie ein FLummi an uns Menschen hoch, zuppelt einem am T-Shirt und man muss schon sehr standfest sein. Wenn mehrere Menschen in ihrem Gehege sind, weiß sie gar nicht wohin sie als erstes soll. In diesem Moment entlädt sich alles ab, was sich über die Zeit des tristen Alltags angesammelt hat.
Im April 2025 war ich komplett alleine in ihrem Gehege und natürlich zeigte Cozza ihre Springkünste und ich wurde mehr als überschwinglich begrüßt. Ich wartete ein paar Minuten, bis wieder Ruhe eingekehrt ist und setzte mich zu Cozza auf den Boden. Langsam und sanft kam sie zu mir, schmiss sich auf meinen Schoß und fing an meine Nähe zu genießen und in sich aufzusaugen. Von der wilden Hummel war nichts mehr zu sehen. Immer wenn ich wieder aufstand, drehte Cozza wieder auf, sprang an mir hoch, zuppelte an meinem T-Shirt und umschlang mit den Vorderpfoten mein Bein oder meinen Arm. Ich setzte mich wieder und auch Cozza fuhr wieder runter und schmiss sich auf die Seite. Sie war für einen kurzen Momentt glücklich und nicht alleine.
Ich glaube, Cozza wurde in ihrem Verhalten immer missverstanden, denn eigentlich ist sie nicht die aufgedrehte und aufdringlichge Hündin. Sie möchte einfach endlich gesehen und nicht mehr alleine gelassen werden. Sie möchte Liebe, Nähe und Geborgenheit.
Sie können sich sicherlich vorstellen, was mit meinem Herzen passiert ist, als auch ich Cozza wieder verlassen und alleine zurückgelassen habe. Dieser Blick- verzweifelt und doch wieder voller Hoffnung. Mein Herz wurde schwer und meine Augen füllten sich mit Wasser.
Wie viele Abschiede und solcher Momente kann ein Lebewesen verkraften, bevor all die Lebensfreude verschwindet? Wann darf Cozza endlich Liebe und Geborgenheit spüren? Wann wird sie endlich nicht mehr zurückgelassen? Und wann darf sie endlich ihr kleines Gehege verlassen?